Beim ersten Treffen des Runden Tisches fanden sich rund 30 Nordwalder im Gemeindesaal an der Christuskirche ein. Foto: Simone Friedrichs

Ulf Schlien, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, hatte in den vergangenen Monaten bereits Erfahrungen sammeln können, denn in Altenberge trifft sich der „Runde Tisch Asyl“ bereits seit November.

Wie Dagmar Hilgenbrink berichtete, leben aktuell 42 Asylbewerber aus 13 Nationen in Nordwalde. Davon seien sieben Familien mit Kindern bereits gut integriert. Generell bekommen die Flüchtlinge eine sogenannte Grundversorgung. Diese beinhalte finanzielle Mittel analog Hartz IV, Wohnraum und die nötigsten Einrichtungsgegenstände. Zudem seien arbeitsfähige Asybewerber zu vier Stunden Arbeit verpflichtet auf Ein-Euro-Basis. Für den Rest des Tages herrsche bei den meisten Langeweile, und gerade das sei gefährlich.

„Was den Menschen fehlt, ist sprachliche Förderung und die Unterstützung, sich überhaupt hier zurecht zu finden“, so Ulf Schlien. „Sie kennen die Menschen und die Alltagsstruktur nicht, sie kennen das Wetter nicht.“ Hier sollte der „Runde Tisch“ ansetzen.

Gute Ansätze gibt es bereits. Hedwig Fischer berichtete beispielsweise vom interkulturellen Frühstück der Kfd oder dem internationalen Kaffeetrinken des Fördervereins Bispinghof. Zudem hat sich Fischer selbst schon um einige Familien gekümmert und konnte ihre Erfahrungen schildern: „Die Chemie muss stimmen. Mit persönlicher Betreuung können die Menschen am meisten anfangen.“ Ihr Vorschlag: Wenn möglich soll nun in Nordwalde ein Netzwerk aus Familienpaten entstehen. Außerdem sei hierzu eine Schulung aus drei Elementen sinnvoll – rechtliche Situation, Umgang mit traumatisierten Menschen, kulturelle Hintergründe – die vor dem nächsten Treffen am 27. Mai (Mittwoch) stattfinden soll.

Christoph Blickbernd vom SCN wies darauf hin, dass es Sportangebote für alle Altersgruppen gebe, zu denen Flüchtlingsfamilien willkommen seien: „Wir haben speziell geschulte Trainer und Übungsleiter dafür. Außerdem werden unsere Flyer in naher Zukunft auch mehrsprachig erscheinen.“

Die Basis für eine sinnvolle Integration sahen alle Beteiligten in der Begleitung durch den Alltag, um hiesige Strukturen kennenzulernen. Christoph Brodesser vom DRK regte außerdem eine regelmäßig besetzte Anlaufstelle an, eventuell sogar mit einem Café und einer Kleiderkammer. Wichtig sei zudem, die Flüchtlinge auf deren Qualifikation und Ausbildung anzusprechen, um ihre Fähigkeiten auch in der Gemeinde sinnvoll einsetzen zu können, „denn viele von ihnen sind Ingenieure und Akademiker“, so Christoph Brodesser.

Dagmar Hilgenbrink wies abschließend darauf hin, dass für eine dringend noch herzurichtende Wohnung ein Maler gesucht werde, der bereit sei, einige Räume zu tapezieren. Außerdem benötige man noch Fahrräder, „damit die Menschen im Ort eine gewisse Mobilität haben“.

► Wer helfen möchte, kann sich im Rathaus unter Telefon 0 25 73/92 90, im evangelischen Gemeindebüro unter Telefon 0 25 73/5 55 oder im Pfarrbüro St. Dionysius unter Telefon 0 25 73/22 20 melden.

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Aus den „Westfälischen Nachrichten“ vom 23. 4. 2015