Man nehme schwere Böden, einen Ort, der in einer Senke liegt, und einen Starkregen mit 160 Millimetern Niederschlag innerhalb weniger Stunden. Ende August 2010 waren das die Zutaten für überflutete Wohngebiete und Hunderte vollgelaufener Keller in Nordwalde.
„Ereignisse in dieser Form sind technisch nicht beherrschbar.“ Das sagte nicht irgendwer, sondern Prof. Dr. Heiko Sieker, Regenwasserexperte aus Berlin und inzwischen auch ausgewiesener Fachmann für die Nordwalder Verhältnisse.
Gleichwohl wollen Politik und Verwaltung im kommenden Jahr damit beginnen, ein ganzes Maßnahmenpaket umzusetzen, das in den vergangenen Jahren erarbeitet wurde. Ausführlich stellten Mitarbeiter der Planungsbüros Schmelzer und Hahm vor, wie man dem Wasserproblem begegnen kann. Dabei gab es zwei im Grundsatz unterschiedliche Ansätze. Zum einen gilt es, Wassermassen zurückhalten, die ins Dorf reinzufließen drohen. Zum anderen muss das Wasser, das schon im Dorf ist, besser abfließen können. Ersteres soll unter anderem durch die Errichtung neuer und die Optimierung der vorhandenen Regenrückhaltebecken geschehen. Damit das Wasser schneller aus dem Dorf in die Außenbereiche abfließen kann, sollen Kanäle erneuert und vergrößert werden und Bachläufe in verschiedenen Abschnitten aufgeweitet werden. Dennoch bleibt ein Problem: „Die Bezirksregierung hat uns untersagt, das Wasser schneller als bisher auf Emsdettener Gebiet abzuleiten“, erläuterte Schemmann.
Besonders betroffen sind bei Starkregenereignissen die Baugebiete entlang der Dömerstraße. UWG-Ausschussmitglieds Dr. Rudolf Fischer kündigte deshalb an, dass seine Fraktion den Antrag stellen werde, auf die geplante Erweiterung des Baugebietes Ollenkamp zu verzichten – was ihm den Beifall zahlreicher Anwohner einbrachte.
Im Anschluss an die Vorträge hatten die Bürger Gelegenheit, Fragen zu stellen oder Anregungen zu geben. Dabei zeigte sich, dass sich viele Anwohner intensiv Gedanken gemacht haben. Und so konnten die Fachleute noch einige Tipps und Verbesserungsvorschläge mitnehmen. Nur ganz vereinzelt kam Pauschalkritik auf wie: „Das Hochwasser 2010 ist jetzt vier Jahre her und die Gemeinde hat noch nichts getan.“ Derlei Aussagen spiegelten offensichtlich auch nicht die allgemeine Stimmung wieder. Denn bei allen Emotionen war es unterm Strich eine sachliche Einwohnerfragestunde.
Bürgermeisterin Sonja Schemmann betonte, dass es keinen Sinn gemacht hätte, ohne ein Gesamtkonzept anzufangen. Zudem seien bei jeder einzelnen Maßnahme unterschiedliche Behörden und Fachleute zu beteiligen. „Die terminlich unter einen Hut zu bekommen, ist immer schwierig.“
Aus den „Westfälischen Nachrichten“
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