Die Mitglieder der SPD-Kreistagsfraktion gemeinsam mit der Einrichtungsleiterin Heike Schulz und Alfons Dahlhaus vom Bewohnerbeirat

Im Eva-von-Tiele-Winckler-Haus in Nordwalde wird auf Augenhöhe kommuniziert. Etwas überraschend sitzen bei dem Informationstermin in der schönen Wohnanlage der evangelischen Perthes-Stiftung mitten in Nordwalde einige Bewohner mit am Tisch. Der Bewohnerbeirat hatte es sich nicht nehmen lassen, die Gäste zu begrüßen. Die heimische Kreistagsabgeordnete Anneli Hegerfeld-Reckert hatte ihre Kolleginnen und Kollegen aus der SPD-Kreistagsfraktion eingeladen, kennenzulernen.

Die Gesprächsleitung übernahm Einrichtungsleiterin Heike Schulz. Vor drei Jahren – mitten in der Corona-Zeit – habe sie die Leitung des Eva-von-Tiele-Winkler-Hauses, Besondere Wohnform für Menschen mit geistiger Behinderung, übernommen, berichtet sie. Zusammen mit dem Ambulant Betreuten Wohnen des Kreises Steinfurt bilde dies den Schwerpunkt der Arbeit in Nordwalde. Aktuell lebten an der Bispingallee 33 Menschen (20 Männer und 13 Frauen). 19 von ihnen fahren jeden Tag zur Arbeit in die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen in Steinfurt. Für die Bewohner und Bewohnerinnen, die bereits berentet sind und für externe Besucherinnen und Besucher wird ein Tagesstrukturangebot gemacht.

Insgesamt hat die Perthes-Stiftung Standorte in ganz Westfalen, erfahren die Fraktionsmitglieder, fünf davon im Kreis Steinfurt. Zu den Angeboten gehören Dienste für Menschen im Alter, mit Behinderungen, mit besonderen sozialen Schwierigkeiten und in der letzten Lebensphase. „Wir achten jeden Menschen als Individuum“, betont Heike Schulz und wird bei ihren Ausführungen mit heftigem Kopfnicken und Zustimmung der vier Mitglieder des Bewohnerbeirats unterstützt. Es ist deutlich zu spüren, dass im Haus die Anforderungen des Bundesteilhabegesetzes (BTHG), das seit dem Jahr 2020 besteht, ernst genommen werden. Es gibt jedem einzelnen Menschen mit Behinderung das Recht, zu sagen, welche Bedürfnisse er oder sie hat. „Wir nehmen die Bewohnerinnen und Bewohner ernst, aber nicht alles geht“, sagt Heike Schulz.

Das BTHG habe einen Paradigmenwechsel herbeigeführt, der dazu führt, dass Menschen mit Behinderungen mit den Hilfen versorgt werden müssen, die sie zu ihrem selbständigen Leben benötigen. Teilhabe im Leben in der Gesellschaft ist hier das Normale. Das BTHG trenne zwischen Fachleistungen (Betreuung) und existenzsichernden Leistungen (Wohnung und Ernährung). Alle Bewohner und Bewohnerinnen des Eva-von-Tiele-Winckler-Hauses zahlen die Miete für ihr eigenes Zimmer. Besonders freue es sie, dass der Kontakt zu den Bewohnern im Ort sehr gut sei, sagt Heike Schulz. Immer wieder gäbe es gemeinsame Projekte. Anneli Hegerfeld-Reckert, selbst leidenschaftliche Fotografin, berichtet über ein Fotoprojekt, bei dem ein Buch entstanden ist.

Der sehr aktive und engagierte Förderkreis habe Fahrräder, Bänke am Eingangsbereich, eine Therapieschaukel (s. Foto) und unterschiedliche Ausflüge gesponsert. Besonders beliebt seien Ausflüge zum Ketteler Hof. Am Ende des Gesprächs berichtet Heike Schulz noch über den Besuch der kolumbianischen Sportlerinnen und Sportler, die an den Special Olympics World Games teilgenommen haben. Zwei Wochen lang hätten die jungen Gäste der „Host Town“ eine unwiderstehliche positive Begeisterung ins Haus getragen. Nun ist für 2024 ein Gegenbesuch mit mehreren Bewohnern, Mitarbeitenden und Mitgliedern des Host-Town-Komitees in Planung, auf den sie sich schon sehr freuen.