Partnerschaftsverein besucht die Partnerstadt Amilly in Frankreich anlässlich der Fête de l’Europe

Einen großen Teil seines Lebens war Ewald Pölking Ratsmitglied in Nordwalde. Damit ist bald Schluss, dem neuen Rat gehört er nicht mehr an und ebenso endet auch seine Zeit als stellvertretender Bürgermeister.

Vielleicht muss man sich vergegenwärtigen, wer 1978 das politische Geschehen in Deutschland bestimmte, um sich besser vorstellen zu können, WIE lange das her ist. Damals war Helmut Schmidt Bundeskanzler und Walter Scheel Bundespräsident der BRD. Erich Honecker bekleidete zu dem Zeitpunkt seit zwei Jahren das Amt des Staatsratsvorsitzenden der DDR. 1978 ist auch das Jahr, in dem Ewald Pölking das erste Mal in den Nordwalder Gemeinderat einzog. Seitdem hat er sich ununterbrochen in die Ratsarbeit eingebracht. Bis jetzt.

Bei der Kommunalwahl im September kandidierte er bewusst auf einem der hinteren Listenplätze, der Rückzug aus dem Rat hatte sich damit schon angedeutet. Seit vier Wochen ist klar, dass die ablaufende Ratsperiode Pölkings letzte war. Nach 47 (!) Jahren als Ratsmitglied oder sachkundiger Bürger macht der Nordwalder Schluss. Auch ein letztes Hintertürchen, wie ein erneutes Engagement als sachkundiger Bürger, hat Pölking mittlerweile geschlossen.

Enttäuschung über das Wahlergebnis

Aber nicht etwa, weil dem 75-Jährigen die Kommunalpolitik egal geworden wäre. Das merkt man schon, wenn er über die letzte Wahl spricht. Die Enttäuschung über das Ergebnis steckt ihm noch in den Knochen. „Seine“ SPD hat im Vergleich zu 2020 zwar einen Sitz, aber nur minimal an Stimmanteilen hinzugewonnen. An den Mehrheitsverhältnissen hat sich nichts geändert. Und auch persönlich hätte sich Pölking ein besseres Abschneiden in seinem Wahlbezirk gewünscht, als die 20 Prozent, an denen er kratzte. Letzteres führt zumindest dazu, dass ihm der Abschied „leichter fällt, als wenn es ein knappes Ergebnis gewesen wäre“.

Radtour über die in Bau befindliche Umgehungsstraße mit Gästen aus Nordwaldes Partnerstadt Treuenbrietzen

Es gab auch andere Zeiten. „Einmal definitiv“ hat der Sozialdemokrat Pölking seinen Wahlbezirk sogar gewonnen, erinnert er sich: „In den 90ern“. In Nordwalde war das damals wie heute – bei der Wahl vor viereinhalb Wochen heimste die CDU bekanntlich alle Direktmandate ein – eher die Ausnahme als die Regel.

Die 90er Jahre waren eine spannende Zeit

Das letzte Jahrzehnt vor dem Jahrtausendwechsel sei in der Nordwalder Kommunalpolitik sowieso „eine total spannende Zeit“ gewesen. Die SPD war relativ stark im Rat vertreten, Pölking übernahm einen Ausschussvorsitz: Von 1989 bis 1996 saß er dem Planungs- und Wirtschaftsförderungsausschuss vor. Die Jahre hat Pölking als „stressige Zeit“ in Erinnerung behalten. Die Aufgaben als Ausschussvorsitzender übersteigen die eines „einfachen“ Ratsmitglieds, nicht zuletzt weil zu den Sitzungen intensive Vorgespräche geführt werden mussten.

Überreichung von Gastgeschenken beim Europafest in Amilly

Thematisch sind es aber genau Pölkings Themen gewesen. Planen und Bauen – damit hat er sich immer gerne beschäftigt. Dazu passt, dass er den entsprechenden Ausschüssen nach 1996 für längere Zeit als erster stellvertretender Vorsitzender angehörte. Und während der zweieinhalb Jahre als sachkundiger Bürger zwischen 2004 und 2007, als Pölking das erste Mal beschlossen hatte, in der Kommunalpolitik etwas kürzer zu treten, schickte ihn die SPD ebenfalls in den Planungs-, Bau-, Verkehrs- und Umweltausschuss.

Und auch heute sind es die Themen, die ihn bewegen: Bei den Planungen für den neuen Bauhof sieht Pölking Nachbesserungsbedarf. Der Rückbau der Bahnhofstraße und Welle bereitet ihm ein bisschen Sorgen, weil er sich eine bessere Lösung für den Radverkehr gewünscht hätte. Er plädiert auch weiter dafür, dass schwere Lkw bis auf einzelne Ausnahmen nicht durch den Ortskern fahren sollten dürfen. Vor einigen Monaten stellte die SPD einen Antrag, um eine Verbesserung der Querungshilfe an der Emsdettener Straße auf Höhe des Nettos zu erreichen. Dass eine Abstimmung darüber „gar nicht zugelassen“ worden sei, wurmt Pölking: „Solche Geschichten ärgern einen.“

Das schüttelt er dann auch nicht einfach ab, sondern nimmt es sich zu Herzen. Sich zu engagieren, hat er aber nie bereut. Das eigene Umfeld mitgestalten zu können, das sei das Schöne an der Kommunalpolitik. „Auch im Freundeskreis diskutiere ich gerne über Politik“, sagt Pölking. Und das war wohl nicht viel anders, als er Anfang der 70er-Jahre der SPD beitrat. Zu der Zeit stellten die Sozialdemokraten mit Willy Brandt erstmals den Bundeskanzler. In Pölkings Umfeld waren viele politisch aktiv, 1974 stand er selbst das erste Mal bei der Kommunalwahl auf dem Stimmzettel. Als Nachrücker zog er 1978 schließlich in den Rat ein.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Coße (l.) sowie der ehemalige Bürgermeister und MdB, Michael Müller (r.), ehrten Ewald Pölking im Beisein seiner Frau Maria mit der Willy-Brandt-Medaille.

Seitdem hat er erst Gemeindedirektoren und später Bürgermeister Kommen und Gehen sehen, andere Ratsmitglieder sowieso. Pölking blieb. Und kann Unterschiede benennen: Während seiner Anfangszeit im Rat sei es für Ratsmitglieder und Verwaltungsmitarbeitende obligatorisch gewesen, sich nach der Sitzung noch in der damaligen Ratsschänke Watermann zu versammeln. „Das war ganz nett“, blickt Pölking positiv darauf zurück. „Vorher hat man vielleicht heiß diskutiert, aber hinterher war es immer eine entspannte Atmosphäre.“

Streit gibt es eigentlich nicht

Den Kontakt untereinander, die kollegiale Zusammenarbeit auch über Fraktionsgrenzen hinweg, hat Pölking immer geschätzt. Unterschiedliche Meinungen zu einzelnen Themen gebe es von Fraktion zu Fraktion sicherlich. Aber: „Richtig streiten tut man sich in der Kommunalpolitik eigentlich gar nicht“, sagt Pölking.

Die drei scheidenden Bürgermeister: Sonja Schemmann und ihre Stellvertreter Mareike Wissing und Ewald Pölking bei der Heimatpreisverleihung im Bürgerzentrum.

Früher seien die Sitzungen aber durchaus anders verlaufen: „Die Ausschüsse waren kleiner, es gab etwas lockere Diskussionen.“ Mittlerweile würden die Meinungen in den Fraktionssitzungen festgelegt: „Das war früher nicht so extrem wie heute.“ Pölking fehlt manches Mal die Offenheit, sich im Ausschuss von anderen Argumenten überzeugen zu lassen und die Meinung dann vielleicht zu ändern.

Andere für ihre Positionen zu gewinnen, das ist für Pölking und die SPD in Nordwalde aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Rat immer die Aufgabe, wenn sie beispielsweise einen Antrag gestellt haben. Aber auch wenn er nicht der Mehrheitsfraktion angehört, habe er mit seiner Fraktion was bewegen können, ist Pölking überzeugt: „Insgesamt hat sich Nordwalde gut entwickelt – dazu haben wir auch beigetragen.“

Nur einer der schönen Termine als zweiter stellvertretender Bürgermeister: Ewald Pölking verteilt bei der Eröffnung der Kirmes Lebkuchenherzen an die Kinder.

Elf Jahre und vier Monate lang hatte Pölking noch eine weitere Aufgabe: als zweiter stellvertretender Bürgermeister. Er vertrat, aber begleitete Sonja Schemmann manchmal auch zu Terminen, wie zuletzt bei der Eröffnung der Kirmes oder einer Ausstellung im Bürgerzentrum. Pölking übernahm auch Gratulationsbesuche oder brachte sich in die Partnerschaftsarbeit ein, er war sowohl in Treuenbrietzen als auch in Amilly. Er war gerne stellvertretender Bürgermeister, aber Pölking verhehlt nicht, dass „das zeitmäßig schon sehr aufwendig ist“.

Dennoch: „Das hat mir immer Spaß gemacht“, sagt Pölking sowohl über die Zeit als stellvertretender Bürgermeister als auch die Jahrzehnte als Ratsmitglied. Jetzt sei aber Zeit für einen neuen Abschnitt in seinem Leben. „Mit 75 ist es dann auch mal gut gewesen.“ Ganz links liegen lassen wird er die Kommunalpolitik aber nicht: „Ich bin noch voll in den Themen und werde das auch weiter verfolgen.“


…aus den Westfälischen Nachrichten vom 16. 10. 2025