Was haben Nordwalde, Chattanooga (USA) und Shanghai gemeinsam? Zur Beantwortung dieser Frage ist sicherlich Insiderwissen erforderlich, denn dies sind die drei Standorte des Nordwalder Unternehmens Laubinger + Rickmann. Einem, auf den ersten Blick eher unscheinbarem Mittelständler, der seinen Sitz an der Gildestraße hat, in den letzten Jahrzehnten aber ein beeindruckendes Wachstum verzeichnet hat und diesen Kurs in den nächsten Jahren weiterführen möchte. Dazu sind zusätzliche Flächen und Fertigungshallen zwingend erforderlich. Grund genug für die Mitglieder des SPD-Ortsvereins den Betriebsstandort zu besuchen, um mehr über das Unternehmen mit einem starkem Lokalbezug aber globaler Ausrichtung zu erfahren. Begleitet wurden die Mitglieder des Ortsvereins durch den voraussichtlichen SPD-Bundestagskandidaten für den Wahlkreis Coesfeld-Steinfurt II Johannes Waldmann aus Davensberg.
Zu Beginn des Besuchs stellte Geschäftsführer Thomas Thiemann den Mitgliedern das Unternehmen, seine Geschichte und die Produktpalette vor. Hier zeigten viele die Besucher überrascht, dass an dem Standort mittlerweile schon 140 Mitarbeitende beschäftigt sind. Mit der Spezialisierung auf den Bau von Prüfmechaniken für die zerstörungsfreie Prüfung, Richt- und Umformanlagen und der Industrieautomatisierung bedient Laubinger + Rickmann ein sehr spezielles Segment und liefert seine Produkte in die gesamte Welt. Hierbei nehme die Bedeutung der sogenannten Schwellenländer wie China, Indien und Brasilien stark zu, während besonders in Europa aktuell deutliche Auftragsrückgänge zu verzeichnen seien, so Thiemann: „Daher war die Gründung des Standorts in Shanghai ein strategischer Schritt, um den Zugang zu diesem wichtigen Markt zu sichern.“
Anschließend präsentierte Thiemann eine Reihe von Beispielaufträgen und Lösungen aus den Bereichen der Luft- und Raumfahrt, Automotive, Bahnwesen sowie der Stahlindustrie, was die Besucher sehr beeindruckte. Dies erfordere neben Kompetenzen im Bau der Hardware auch ein großes Knowhow im Bereich der Softwareprogrammierung. Ob diese Programmierleistungen selbst erbracht werden oder dazugekauft werden, wollte OV-Vorsitzender David Große Dütting wissen. Thiemann bestätigte, dass der Großteil der Software durch rund 30 Angestellte selbst programmiert wird. Auf die Frage von Waldmann, ob der russische Angriffskrieg Auswirkungen auf das Geschäfts gehabt habe, sagte der Geschäftsführer, dass das Russlandgeschäft wegen der Sanktionen komplett entfallen sei und auch die Aufträge in der ukrainischen Stahlindustrie beendet wurden. „Die Musik spielt aber ohnehin in anderen Ländern, so dass diese Auftragsverluste zu verkraften gewesen seien.“ so Thiemann.
Anschließend erfolgte eine Führung durch die Fertigungsanlagen. Die Mitglieder konnten sich ein Bild davon machen, wie aus einer Firma, die die Produktion in der Garage des Gründers startete, ein hochtechnisiertes und spezialisiertes Unternehmen wurde. Das Wachstum konnten die Besucher auch plastisch an den immer größeren und höher werdenden Hallen nachvollziehen. Der Platz sei notwendig, da die Prüfanlagen vor der Auslieferung zunächst erst vor Ort zusammengebaut und getestet werden müssten.
Um den langfristigen Erfolg der Firma zu sichern, seien neben neuen Flächen zur Entwicklung des Standorts, vor allem die Gewinnung von Fachkräften essenziell. Hier ist das Unternehmen bislang weniger durch große Marketingkampagnen erfolgreich gewesen, sondern vor allem durch persönliche Ansprache. Außerdem gebe es durch die hohe Identifikation mit dem Betrieb und das hohe Zusammengehörigkeitsgefühl eine geringe Fluktuation. Herausforderungen sind aber die zunehmenden bürokratischen Hürden und das Problem mangelnden Wohnraums für junge Mitarbeitende in Nordwalde. Letzteres ist ein Aspekt, für den sich die SPD-Ratsmitglieder weiterhin einsetzen möchten.
Dann endete ein spannender Nachmittag für die Besucher, die ein auf den ersten Blick unscheinbares Unternehmen kennenlernen durfte, das aber durch seine hochtechnologischen Produkte und das gute Betriebsklima beeindruckte.
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