
Die Runde sitzt noch nicht lange zusammen, gerade haben sich alle kurz vorgestellt, jetzt ist Heike Schulz an der Reihe, einen Überblick über das Leben und Arbeiten im Eva-von-Tiele-Winckler-Haus zu geben – und die Einrichtungsleiterin redet nicht um den heißen Brei herum: „Vorneweg: Wir haben natürlich zu wenig Platz, keine Frage.“ Der Plan der Evangelischen Perthes-Stiftung als Träger, das Haus an der Bispingallee weiterzuentwickeln, ist eines der entscheidenden Themen, über das bei diesem Treffen vor Ort gesprochen wird.
Mit am Tisch sitzt Takis Mehmet Ali, der seit Anfang des Jahres neuer Sozialdezernent des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe ist. Für acht Jahre ist der 33-Jährige gewählt. Zuvor saß er als Abgeordneter für die SPD im Deutschen Bundestag. Er nutzt „die Kraft der Ortsvereine“, um den Wirkungskreis seines neuen Amts kennenzulernen. So gesellen sich auch Mitglieder der Nordwalder Sozialdemokraten zu der Runde ebenso wie der unabhängige, von ihnen unterstützte Bürgermeisterkandidat Lothar B. Wigger.

Gebäude ist in die Jahre gekommen
Für einige SPDler ist dies ein Heimspiel, sie sind praktisch in Doppelfunktion vor Ort, weil sie sich im Kuratorium oder dem Förderkreis der Einrichtung für Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung engagieren. Sie sind mitgemeint, wenn Heike Schulz davon spricht, dass „mir das Herz aufgeht, dass es hier so viel ehrenamtliches Engagement gibt“. Mehmet Ali wiederum will bei Besuchen wie dem im Eva-von-Tiele-Winckler-Haus wissen, welche Probleme die Einrichtungen haben. Denn: „Es ist ja immer irgendwas.“
Im konkreten Fall ist eine der anstehenden Herausforderungen das Bau-Vorhaben. Wie das genau aussehen könnte, dafür ist es noch zu früh. Dass was passieren soll, ist aber klar. „Wir entwickeln gerade Ideen, wie wir den Standort perspektivisch weiterentwickeln können“, sagt Christoph Mertens, der Leiter des Geschäftsbereichs Wohnen und Beraten bei der Perthes-Stiftung. Denn: „Das Gebäude ist ein bisschen in die Jahre gekommen“, stellt Heike Schulz fest.
Sieben Zimmer sind zu klein
Das Eva-von-Tiele-Winckler-Haus bietet 33 Menschen mit einer geistigen Behinderung ein Zuhause. Gebaut worden ist es aber für einen anderen Zweck: Das Haupthaus ist Ende der 1950er-Jahre als Säuglingsheim gestartet. Mitte der 1980er-Jahre ist die Einrichtung zu einem Wohnheim umgebaut worden, für eine Klientel, die noch mal andere Bedarfe hatte als die Bewohnerinnen und Bewohner heute. Das Haus rollstuhlgerecht und barrierefrei zu gestalten sei „schwer umsetzbar“, sagt Heike Schulz. Im Rahmen des Möglichen sei das Machbare gut gelöst worden: „Aber für heutige Verhältnisse ist das nicht mehr zeitgemäß.“
Ein Knackpunkt ist die Zimmergröße. Vor einigen Jahren sind die Doppelzimmer abgeschafft worden, seitdem gibt es nur noch Einzelzimmer im Haus. Sieben Räume sind kleiner als zwölf Quadratmeter, das ist der Historie der Einrichtung geschuldet, aber ein Problem. Oder wie Christoph Mertens es ausdrückt: „Das ist verständlich, aber fällt uns heute auf die Füße.“ Wer aktuell in einem dieser Zimmer wohnt und dort auch bleiben möchte, kann das tun. Für die Zukunft muss sich aber was ändern.
…aus den „Westfälischen Nachrichten“
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